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Beitrag vom 03.03.2008
Catherine MacLellan – Church Bell Blues
Tatjana Zilg
Eine bestechend schöne Mischung aus Melancholie, zarten Melodien, nachdenklicher Lyrik und Nu-Country-Charme zeichnet das zweite Werk der Tochter des Songwriters Gene MacLellan aus. Ihr Vater...
... schrieb in den 70er Jahren Charterfolge wie "Snowbird" und "Put Your Hand In The Hand", interpretiert von Anne Murray und Ocean, und wird von so mancher/m als Musik-Legende bezeichnet. Sie selbst ließ sich zu ihren neuen Kompositionen von einem archaischem und zugleich alltäglichem Thema inspirieren.
Heiraten oder nicht heiraten, eine Frage, die sich längst nicht mehr Jede/r irgendwann im Leben mal stellt. Alternativen zum Weg vor dem Altar gibt es mittlerweile genug. Die Kanadierin bewegte die Frage, als sie während der Arbeit an ihrem zweiten Album feststellte, dass sie schwanger war. (Mittlerweile hat Töchterchen Isabel das Licht der Welt erblickt.) Der Gedanke, ob sie und ihr Freund die richtige Entscheidung treffen würden, und die Ängste, die vor dem Schritt vor dem Altar immer eine Rolle spielen, aber auch die Hoffnung und die Freude vor dem einschneidenden Ereignis wurden zum roten Faden, der sich durch Melodien und Texte schlängelt.
"Kirchglocken-Blues" nannte sie ihr musikalisches Baby. Drei verschiedene Braut-Motive schmücken das Layout. Eine Nachdenkliche, die mit dem Brautstrauß in der Hand wie einem Ölgemälde von Édouard Manet nachempfunden wirkt. Eine Modern-Romantische, Schwarz-Weiß fotografiert im selbstironischen Indie-Stil. Und ein Hochzeitstorten-Püppchen, dessen Blick keine pure Freude ausstrahlt, sondern kleine Zweifel an dem Entschluss für die Ewigkeit erkennen lässt. Hübsch anzuschauen ist diese Layout-Idee im dreiseitig aufschlagbaren Paperback, ohne gefällig zu sein. Genau wie die 12 Songs, die mit ihrer puren Schönheit Seelen verzaubern können und dennoch beeindruckende Tiefe und lyrische Melodramatik enthalten.
Gemeinsam mit James Phillips, den sie seit ihrer Zeit in der Band The New Drifts kennt, konfrontiert sie hauchzarte Akustik-Gitarren-Saitenklänge mit elektronischen Gitarren- und Basstönen. Der Einsatz von Mandoline, Perkussion und Drums fügt Nu-County-Atmosphäre hinzu. Das Ergebnis ist eine angenehme Behaglichkeit, die sie selbst als "Wohnzimmer-Gefühl" bezeichnet.
"River Valley Plains" ist ein Song, der als poetische Reise durch ein von vergangenen Pionierzeiten geprägtem Land auch in ein Road Movie Score passen würde. Mit der unangenehmen Seite des Alltags, morgens aus dem Bett zu müssen, auch wenn man so gar keine Lust auf die Arbeit hat und es draußen in Strömen regnet, beschäftigt sich "Emily´s Song". Garantierte Muntermacher sind die zarte Melodie und der samtige Gesang, und zwar solche, die nachhaltig wirken und nicht durch zu viel Tempo verschrecken.
Das titelgebende "Church Bell Blues" erinnert mit dem eingängigen, bluesigen Rhythmus, dem rauchigen Gesang und den langen, erdigen E-Gitarren-Soli an die frühen Cowboy Junkies. Eine wunderbare Stimmungsbeschreibung, wie zwei Menschen sich entscheiden, einen Dritten in ihrer Mitte willkommen zu heißen und den weiteren Lebensweg miteinander zu teilen. "January Song" ist wieder ein wenig leiser, ruhiger, wie ein klar dahin fließender Bach, von Hoffnungsschimmern auf den Frühling durchzogen.
Die Songwriterin wurde 2006 für ihr Debut "Dark Dream Midnight" bei den PEI Music Awards (ausgerufen vom Label Island) mit vier Auszeichnungen bedacht: Album Of The Year, Folk Recording, Female Vocalist und Songwriter Of The Year. Das war natürlich ein Moment der großen Freude für die junge Künstlerin, den sie auf ihrem Myspace-Blog authentisch festgehalten hat.
AVIVA-Tipp: Ein neuer Stern strahlt mit diesem zerbrechlich puren Album am Songwriterinnen-Himmel auf. Die unaufdringlichen, aber detailreichen Akustik-Gitarren-Melodien und der sich mit reifer Gelassenheit entfaltende, samtig-kraftvolle Gesang stehen dabei im Vordergrund und werden in angenehmer Dosierung mit elektronischen Ingredienzien bereichert.
Catherine MacLellan
Church Bell Blues
Label: True North Records, Alive, VÖ 29.02.2008
Die Songwriterin im Web:
http://www.catherinemaclellan.com/